Projekt Berg-Äther  der Bericht

Nach einer aufregenden und intensiven Woche auf dem Berg mit Schnee, Sturm, Gewitter und zwei schönen Sonnentagen hatten wir am ersten Tag eine schöne Eröffnung. Einige Besucher schafften bei zunehmendem Regen den Aufstieg zur Hütte. Andere blieben auf der Sattelalm beim Senner hängen.                                                                                                                                    In der Hütte wurde es eng mit allen Arbeiten der Künstler und den Dingen der Hütte. Wir hatten eine sehr anregende, feuchtfröhliche Zusammenkunft. Draußen kam ein starker Sturm auf, so dass der Mast von der zuvor angebrachten Berg-Äther Flagge durchkrachte. Am Abend, als alle wieder gegangen waren, veränderte sich das Wetter erheblich. Es gewitterte und es wurde empfindlich kalt, später hörte das Regengeprassel auf und ein feines, nadelndes Geräusch verstärkte sich. Als ich nachts die Tür öffnete, schlug mir eine weiße, undurchdringbare Wand vor Augen.                                                                                                                               Am anderen Morgen war die Hütte mit einem halben Meter Schnee zugeschneit und lag im dichten Nebel, der eine Sichtweite von fast Null hatte und sich zwei Tage halten sollte. Die wieder angebrachte Fahne hatte sich zu einem Eisgebilde verwandelt. Am frühen Morgen verirrte sich ein kleiner Vogel durch eine der vielen Fugen in der Hütte und suchte Schutz vor der Kälte. Er war wohl genauso erschrocken wie ich und konnte nicht so schnell die richtige Fluchtfuge finden. Ich hatte mich ein wenig von der Hütte entfernt, um Wasser und Holz von einer Stelle des Hanges zu holen. Da der Schnee meine Spuren verwehte und der Nebel keine Sicht ermöglichte, verlor ich meine Orientierung. Mit größter Anstrengung fand ich nach einer Stunde die dunkle Erhebung der Hütte wieder.           Einen Tag vor der Eröffnung kamen Till und Daniel von einer getrennten dreitägigen Bergwanderung, die als Ziel die Hütte auf dem Sattelberg hatte. Sie nannten ihren Beitrag 'Anreise' und wollten noch ein Gespräch zwischen sich über ihre Wanderungen veröffentlichen. Am Sonntagmittag gingen sie talwärts zum Brennerpass.                                                                               Die Arbeiten  hatten vorerst alle einen Platz in der Hütte gefunden. Peters Hausgeist, der sich durch mehrschichtige Folien noch lichtdurchlässig zeigte, hatte einen Platz am Fenster und die von Peters Sohn Xaver geschnitzte Zucchini als weitere Nachbildung des Hausgeists verschwand schon in der Nacht unter der Schneedecke. Das Bilsenkraut und seine Morphologie von Brigitte, das eine Reise von Hannover, Hamburg, Berlin, Garmisch, Gossensaß hinter sich hatte und schließlich seinen Platz am Hüttenfenster auf 2100m fand, konnte sich nach anfänglichem Welken sichtlich erholen. Wolfgangs Postkarte aus Island an uns mit dem Nordlicht und der isländischen Gebärde für Elfen wurde unter den Büchern der Einsiedlerbibliothek auf einem Ständer zur Ansicht platziert. Ebenfalls unter den Büchern wurde Michaels homoöpathisches Medikament 'Ether' präsentiert mit dem ausführlich beschriebenen Beipackzettel, der rät, dieses Medikament nicht auf dem Berg einzunehmen und sich lieber auf das mit Ether bezeichnete Thermositzkissen zu setzen und die schöne Aussicht zu genießen. Das Modellgrasstück von Thomas sollte zuerst vom Fensterregal in einem zuvor ausgestochenen Erdloch auf der Almwiese eingefügt werden, welches aber unter den Schneemassen verschwand. So musste das Grasstück am Abend des zweiten Tages im Schnee eingesetzt werden, mit dem Ergebnis, dass sich im Laufe der Nacht bei mehr als -10°C eine kristallene Raureifschicht darüber gebildet hatte. Am dritten Tag als die Wetterküche auf dem Berg in Bewegung geriet und die Wolken mit dem Wind und den aufkommenden Sturmböen die weiße Landschaft in ein wechselndes Licht tauchten, konnte Karins Arbeit installiert werden. Ihr Pinselstrich als kautschukähnliche Masse, der zunächst in einer Klappmappe auf einem Balkenabsatz in der Hütte platziert gewesen war, konnte nun oberhalb der Einsiedlerbibliothek als Wegmarkierung auf einen Grenzstein geklebt werden. Bob hatte einen Konstruktionsplan für eine schusssichere Ummantelung für Geländefahrzeuge gezeichnet, der rechts neben der Tür angeheftet wurde. Ein Detektor für Luftdurchzug von Hans wurde an einer kleinen, offenen Fuge nach außen in der Hütte am Balken so ausgerichtet, dass der Luftzug das Windrad in wechselnder Geschwindigkeit bei Tag und Nacht in Bewegung versetzte. Am fünften Tag konnte ich bei Windstille meine Arbeit oberhalb der Hütte installieren: Eine Spiegelanordnung zum Erweitern des Augenabstandes, welche eine gesteigerte, räumliche Wahrnehmung bis hin zum Horizont ermöglichte. Am letzten Tag schien die Sonne noch einmal sehr intensiv, so dass der Schnee zurückging und sich sogar Blumen aus dem Schnee orientierten. Selbst wilde Ziegen kamen in die höhere Bergregion.

Stefan Micheel                               

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